Ländliche Regionen prägen Deutschland, stehen dennoch in der Nahversorgung – verstanden als Grundversorgung mit lebenswichtigen Dienstleistungen und Infrastrukturen – vor enormen Herausforderungen. In ländlichen Regionen altert die Bevölkerung schneller als in städtischen Gebieten, u.a. begründet in der Abwanderung jüngerer Menschen und der geringeren Geburtenrate. Auch die Zunahme von Senioren und Singlehaushalten verändert die Nachfrage nach Dienst-leistungen und Produkten. Für regionale Daseinsvorsorge und Nahversorgungskonzepte in ländlichen Gebieten stellen leistungsfähige Breitbandnetze heutzutage eine zentrale infra-strukturelle Voraussetzung dar. Das sind Ergebnisse des Whitepapers „Nahversorgung im ländlichen Raum“, das die BBE Handelsberatung heute vorgestellt hat. „Unsere Analyse zeigt, dass die Nahversorgungs-konzepte, die verschiedene Services bündeln, Erfolg versprechende Ansätze darstellen, um dem Bevölkerungsrückgang begegnen zu können. Hierzu zählen zum Beispiel mobile Supermärkte, Dorfläden in Bürgerhand oder auch multifunktionale, lokale Zentren. Wesentliche Grund-voraussetzung ist u.a. eine leistungsfähige Internetanbindung“, erläutert Oliver Ohm, Regionalleiter Nord der BBE Handelsberatung und Co-Autor der Studie. Seit 2011 haben in Deutschland Kleinbetriebe des Lebensmitteleinzelhandels (LEH) mit rund 400.000 Quadratmeter Fläche geschlossen. „In den vergangenen Jahren wuchsen Discounter und Supermärkte vor allem in Grund-, Mittel- und Oberzentren – bei einer gleichzeitigen Abnahme der LEH-Kleinbetriebe. Das schafft Raum für neue Konzepte und Ansätze in ländlichen Gebieten. Das Gebot der Stunde lautet also: das passende Konzept an den passenden Standort bringen“, sagt Ohm. Erfolgreich erprobte ländliche Nahversorgungskonzepte in Deutschland beinhalten mehrere Komponenten. So macht es MarktTreff in Schleswig-Holstein mit dem sogenannten Drei-Säulen-Prinzip vor, welches darüber hinaus Grundlage einer öffentlichen Förderung ist. Das Drei-Säulen-Prinzip umfasst das Kerngeschäft (LEH, oft ergänzt durch Gastronomie), komplementäre Services (Post, Lotto, ärztliche Versorgung), sowie die Treffpunktfunktion (öffentlich und privat nutzbar). Das Whitepaper „Nahversorgung im ländlichen Raum“ ist hier kostenfrei als Download erhältlich und geht drei zentralen Fragen nach:
„Zukunftsfähige ländliche Versorgungskonzepte orientieren sich an den realen Bedarfen vor Ort und beziehen alle relevanten Akteure mit ein. Das schafft Perspektiven für die Nahversorgung und stellt die Basis für einen nachhaltigen Betrieb dar“, ergänzt Ann-Kathrin Lötz, Co-Autorin des Whitepapers und Senior Consultant bei der BBE Handelsberatung. „In strukturschwachen Regionen haben besonders Smart Stores, die ohne Kassenpersonal auskommen und rund um die Uhr öffnen können, sowie Verkaufsautomaten zur Vermarktung von regionalen Erzeugnissen sehr großes Potenzial.“