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Neue Baugebiete: Welche Einzelhandelbetriebe profitieren?

Dez 2021
Werden neue Baugebiete geplant, stellt sich regelmäßig die Frage, wie die wohnungsnahe Versorgung der neu hinzu gekommenen Bevölkerung gewährleistet werden kann. Denn es kommen schnell hohe zusätzliche Bevölkerungszahlen zusammen: werden 100 Wohneinheiten in Einzel- und Doppelhäusern geplant, kann mit mindestens 300 neuen Einwohnerinnen und Einwohnern gerechnet werden.

Da sich die jährlichen Verbrauchsausgaben für den täglichen Bedarf an Nahrungs- und Genussmitteln sowie Drogeriewaren in Deutschland durchschnittlich auf etwa 2.850 Euro pro Kopf belaufen, errechnet sich für das neue Gebiet ein Zusatzpotenzial von etwa 850.000 Euro.

Rechtfertigt dies den Bau eines neuen Lebensmittelmarktes? Rainer Schmidt-Illguth, Kölner Niederlassungsleiter der BBE Handelsberatung: „Keinesfalls, wie ein einfacher Zahlenvergleich verdeutlicht. So realisieren beispielsweise Lebensmittelsupermärkte aktuell in Deutschland auf Verkaufsflächen von im Schnitt 1.400 m² Durchschnittsumsätze von etwa 6 Millionen. Euro im Jahr. Um diese Umsätze zu erreichen, werden bei realistischer Einschätzung mindestens 6.000 Einwohnerinnen und Einwohnern im ansprechbaren Einzugsgebiet erforderlich.“

Vor diesem Hintergrund ist nachzuvollziehen, dass Strategien zur weitgehenden Dezentralisierung des Nahversorgungsangebotes vor allem in kleineren Städten und Gemeinden dann schnell an ihre Grenzen stoßen, wenn die Planung neuer Baugebiete und die Standortkonzepte für die wohnungsnahe Versorgung nicht aufeinander abgestimmt werden. Schmidt-Illguth: „Ziel muss es sein, die Schwerpunkte der Wohnbauentwicklung mit den Standorten des Lebensmitteleinzelhandels zusammenzuführen.“ Gelingt dies, profitiert der Handel vom hohen Nachfragepotenzial im Umfeld. Positiver Nebeneffekt dabei - der Anteil der Kundinnen und Kunden, die bei ihren Einkäufen das eigene Auto nutzen, geht sehr deutlich zurück.

Leistungsfähige Lebensmittelmärkte in wohngebietsbezogenen Lagen sind darüber hinaus laut Schmidt-Illguth auch wichtige Standortvoraussetzungen für ergänzende Nahversorgungsangebote wie Ladenhandwerksbetriebe, Cafés und haushaltsorientierte Dienstleistungen. Diese in Solitärlagen häufig nicht mehr wettbewerbsfähigen Betriebsformen profitieren stark von der Kundenfrequenz des Lebensmitteleinzelhandels. Umgekehrt liefern sie einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zur Gesamtattraktivität des Nahversorgungsstandorts.

Steht der Wohnbevölkerung ein entsprechend attraktives Angebot in der Nähe der eigenen Wohnung zur Verfügung, wird dies auch angenommen. Denn Lebensmittel werden weiterhin sehr häufig am Wohnort eingekauft: so werden im Durchschnitt rd. 40 % der Lebensmittelumsätze freitags und samstags und damit zu einem großen Teil in Wohnungsnähe getätigt.

Schmidt-Illguth: „Damit steht fest, welche Einzelhandelsbetriebe von einer Baugebietsentwicklung profitieren – moderne, am besten auch fußläufig erreichbare Nahversorgungsstandorte mit einem möglichst umfassenden Angebot von Waren und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs.“

Für weitere Fragen steht Ihnen gerne zur Verfügung:

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Rainer Schmidt-Illguth

Regionalleiter West
Goltsteinstraße 87a,
50968 Köln