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Nahversorgung im ländlichen Raum: Dorfläden bieten mehr als eine Einkaufsmöglichkeit

Mai 2022
Jenseits der Ballungsräume ist der Betrieb von Supermärkten oder Discountern nicht mehr rentabel, denn es fehlen die Konsumenten. Doch die Menschen, die dort noch wohnen, müssen auch versorgt werden. Dafür gibt es immer mehr Dorfläden. BBE berät solche Angebote, und der Erfolg spricht für sich.

Die Gemeinde Hohenfelde im Kreis Plön steht symbolisch für ein Problem im ländlichen Raum: Der noch vorhandene letzte Laden sollte schließen, den Bewohnern des 1.000-Seelen-Dorfs drohte der Verlust der Nahversorgung. Das änderte sich 2014 mit der Neueröffnung eines als MarktTreff geförderten Dorfladens.

Überall in Norddeutschland gibt es Orte wie Hohenfelde, die seit der Eröffnung eines Dorfladens aufblühen. Die BBE berät solche Initiativen schon seit Ende der 1990er-Jahre, teilweise über die landesweiten Förderkulissen MarktTreff in Schleswig-Holstein oder Neue Dorfmitte in Mecklenburg-Vorpommern. Mittlerweile werden etwa neunzig Dorfläden in Norddeutschland von der BBE beraten. „Diese Dorfläden bieten mehr als nur Nahversorgung“, sagt Oliver Ohm, der seitens der BBE Hamburg federführend an der strategischen Beratung und Weiterentwicklung der unterschiedlichen Dorfladeninitiativen beteiligt ist. „Sie stärken als sozialer Treffpunkt die Gemeinschaft.“, betont Ohm.

Als Vollversorger für den täglichen Bedarf decken Dorfläden die Grundversorgung der Einwohner ab. Manche Läden verfügen über eine Frischetheke, die gesondert Personal verlangt, es gibt auch einige Non-Food- und Drogerieangebote. Dabei bleibt jeder Laden ein eigener Mikrokosmos: Das Sortiment ist immer auf die spezifischen Bedürfnisse der Kundschaft vor Ort zugeschnitten. Wer doch einmal vergeblich nach einem Artikel sucht, kann sein Anliegen auf kurzem Wege an die Betreiber weitergeben – und die Ware wird dann beschafft. Dorfläden leben von dem direkten Austausch und den individuellen Freiheiten. Deshalb sei das Personal im Laden in kommunikativer Hinsicht von besonderer Wichtigkeit, bekräftigt Ohm: „Digitale Modelle, die zumindest teilweise ohne Personal arbeiten, wie in 24/7-Läden, machen perspektivisch dann Sinn, wenn ein rentabler Betrieb ansonsten nicht mehr möglich wäre. Die soziale Komponente bleibt aber ein wichtiger Faktor“.

Mit vereinten Kräften zum Erfolg

Bevor ein neuer Dorfladen eröffnet wird, kommt die BBE ins Spiel. In Markt- und Standortanalysen verschaffen sich die Handelsexperten einen Überblick über das bestehende Nahversorgungsnetz. „Ein neuer Standort kann nur dann mit öffentlichen Fördermitteln unterstützt werden, wenn ein bereits bestehender Markt keinen Schaden nimmt“, betont Ohm. Ist diese Voraussetzung gegeben, kann jedermann mit dem gewissen Know-how selbst als Quereinsteiger einen Dorfladen übernehmen. Finanzielle Zuschüsse gibt es ausschließlich für die Infrastruktur der Geschäfte. Für Gebäude- und Ladenausstattung, Kühltheken oder Kassensysteme gibt es in Mecklenburg-Vorpommern maximal 150.000 Euro, in Schleswig-Holstein sogar bis zu 750.000 Euro. Während die Förderung in Schleswig-Holstein immer über die jeweilige Gemeinde läuft, können in Mecklenburg-Vorpommern auch Privatpersonen das Förderprogramm nutzen.

Immer öfter werden die Dorfläden von Genossenschaften betrieben. Jeder, der Teil der Genossenschaft ist, ist damit auch Teilhaber am Dorfladen. Als solche identifizieren sie sich mit dem Laden und der sozialen Idee dahinter. Genossenschaftliche Dorfläden können auch auf die Unterstützung Ehrenamtlicher zurückgreifen. Dieses Engagement hilft dabei, etwaige Herausforderungen zu meistern.

Es gibt nur wenige Lieferanten für Dorfläden

Zu diesen Hürden zählt Oliver Ohm Lieferengpässe: „Nicht mehr jeder Großhändler beliefert auch kleine Dorfläden. Häufig müssen Betreiber mit Lieferzuschlägen rechnen“, bemängelt er. Häufiger organisieren die Betreiber vor Ort ihr Sortiment deshalb in Teilen selbst. Regionalität und Qualität sind wichtige Alleinstellungsmerkmale der Dorfläden, was durchaus logistische Hürden mit sich bringt. „Die regionalen Artikel müssen meist direkt vom Erzeuger abgeholt werden, das ist ein enormer Kraftakt für die Ladenbetreiber“, weiß BBE-Experte Ohm. Doch mit vereinten Kräften von Ehrenamtlichen und Bewohnern läuft die Lieferung reibungslos.

Die BBE hat die Relevanz der Daseinsvorsorge erkannt und steht den Betreibern vor Ort mit Rat und Tat zur Seite. In enger Zusammenarbeit mit der Landespolitik haben sich Dorfläden in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern etabliert, was auch über die Landesgrenzen hinaus registriert wird. In Zukunft werden noch weitere solcher Einkaufsmöglichkeiten folgen. Für Oliver Ohm steht und fällt der Erfolg eines Ladens mit dem Engagement der Menschen vor Ort: „Die bisherige Bilanz spricht für sich. Unsere Dorfläden sind tief in der Gemeinschaft verankert. Die Bürger nehmen das Angebot gerne an.“

Bei Fragen wenden Sie sich gerne an:

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Oliver Ohm

Regionalleiter Nord
Steinhöft 5,
20459 Hamburg